Die italienischen Pfeifen der Marke Ser Jacopo zählen zu den echten Juwelen. Die Pfeifen aus dieser kleinen Werkstatt lassen sich fast nur in Superlativen beschreiben. Sie bestehen nicht nur aus erstklassigem Holz, sie zeichnen sich auch durch hervorragende Oberflächen und vorzügliche Raucheigenschaften aus. Und sie bieten noch mehr: Originalität und Charisma. Der Besitzer und Pfeifenbauer Giancarlo Guidi ist ein begeisterter Liebhaber der Renaissance und ein belesener Mensch, der viel Gefühl für das Material, vor allem für Bruyèreholz, mitbringt.
Die Neuheit dieses Jahres ist die Pfeife „Leonardo“. Das Prinzip, auf dem diese Pfeife beruht, verweist auf das Rauchsystem, das Leonardo da Vinci 1510 für den französischen König Ludwig XII. erfunden hatte. Die Pfeife hat im Pfeifenkopf eine spezielle Kühlrinne, die mit einem schönen silbernen Beschlag abgedeckt ist. Durch die Luftzirkulation wird die Pfeife gekühlt. Die Entwürfe von Leonardo und Ser Jacopo unterscheiden sich im Material. Die Pfeife aus heutiger Zeit besteht aus Bruyèreholz, während Leonardos Entwurf Terrakotta als Material vorsah.
Im Jahr 1972 beschloss ein junger italienischer Student der prestigeträchtigen Kunstakademie Mengaroni, sein Talent auf das Schnitzen zu verwenden und sich der Fertigung von Designprodukten aus Bruyèreholz zu widmen. Er hieß Giancarlo Guidi und studierte sechs Jahre, bevor er seine erste Bruyèrepfeife herstellte. Anfangs experimentierte er mit der Form – dabei reizten ihn vor allem freie Formen. Seine experimentellen Pfeifenformen gingen manchmal an die Grenzen der Gebrauchsfähigkeit. Im Laufe der Jahre richtete er sein Augenmerk bei der Pfeifenherstellung neben ästhetischen Aspekten zunehmend auch auf die perfekte Funktionalität und den Geschmack des Holzes beim Rauchen des Tabaks.
Nach dem Studium stellte Guidi seine Ambitionen und sein Talent in die Dienste der Firma Mastro de Paja, deren Mitbegründer er war. Seine Pfeifen ernteten zunehmend Anerkennung, vor allem unter den italienischen Pfeifenrauchern. Giancarlo war mit Leib und Seele Künstler, und so war er nicht sehr glücklich darüber, dass seine Partner mehr Wert auf Quantität in der Produktion und weniger auf die Entwicklung neuer Formen legten. In den 80er Jahren hatte die Firma bereits mehr als 30 Mitarbeiter und Guidi fehlte die Stille der kleinen Werkstatt, in der er sich auf neue Formen konzentrieren konnte. Deshalb gründete er 1982 die Firma Ser Jacopo, die er nach seinem verstorbenen Sohn benannte. Er wusste, dass er seine Anhänger, die ihn ständig um neue Pfeifen baten, nicht enttäuschen darf.
Das Motto der Firma ist die lateinische Redewendung „Per aspera ad astra“, die in jede Ser-Jacopo-Pfeife eingestanzt ist und frei übersetzt bedeutet: „Durch Mühsal gelangt man zum Erfolg“. Dieser lateinische Spruch ist unter anderem auch der offizielle Slogan der amerikanischen NASA, wo er wörtlich zu nehmen ist: „Durch harte Arbeit zu den Sternen.“ Das Firmenlogo ist das Porträt Guidis: ein Mann mittleren Alters mit wallendem Vollbart und Brille, der seine eigene Pfeife „Delecta“ raucht. Auf dem Kopf trägt er eine Mütze im Raffael-Stil. Unter dem Bild steht der Schriftzug „Ser Jacopo dalla Gemma“ (Herr Jacopo aus Gemma) sowie „pipe fatte a mano“, was besagt, dass jede Pfeife ein handgemachtes Original ist. Das Motiv ist mit einem Rahmen geschmückt, der auch den bereits erwähnten Schriftzug „Per aspera ad astra“ umschließt. Das Ganze erinnert an einen Renaissancestich aus der Zeit Leonardo da Vincis.
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Verweise auf die Renaissance sind auch in den Namen der Kollektionen zu finden. Sie tragen lateinische Bezeichnungen, wie Delecta, Eximia, Pulchra, Picta und Domina. Nach Guidis Aussagen sind die lateinischen Namen in gewissem Maße eine patriotische Geste und gleichzeitig eine Reaktion auf andere Hersteller, die englische Bezeichnungen bevorzugen.
Man kann sagen, dass Giancarlo Guidi heute dank seiner über dreißigjährigen Erfahrung mit der Herstellung von Pfeifen und aufgrund seines exzellenten künstlerischen Feingefühls bei der Arbeit mit Holz der italienische „Großmeister“ dieses Faches ist. Zudem hat er sich mit einem Team erfahrener und begabter Mitarbeiter umgeben, die in der Lage sind, nach seinen Entwürfen komplette Pfeifen herzustellen. In seiner Werkstatt arbeitet heute mehr als ein halbes Dutzend Handwerker, von denen sich jeder auf den Teil der Produktion spezialisiert hat, in dem er die anderen überflügelt. Sein Bruyèreholz bezieht Giancarlo in höchster Qualität direkt von Sägewerken in Ligurien und auf Korsika. Dabei wählt er das Holz persönlich aus. Zu seinen Holzlieferanten unterhält er sehr gute Beziehungen, weshalb er das beste Holz bekommt, das Italien zu bieten hat. Zunächst zeichnet er mit dem Bleistift die ungefähre Form der Pfeife auf die Kantel auf und sägt dann mit einer Handsäge das benötigte Holz zu. Danach führt sein Team auf der Drehbank die Bohrungen für die Brennkammer und den Rauchkanal aus. Das Holz wird mit gröberem und dann mit immer feinerem Schmirgelpapier geschliffen. Anschließend wird die Pfeife mit Carnaubawachs behandelt und poliert, bis sie glatt ist. Jedes Mundstück wird manuell aus Acryl- oder Ebonitkanteln gefertigt. Ser Jacopo legt sowohl bei der Fertigung der Pfeifenköpfe als auch bei der Herstellung der Mundstücke großen Wert auf Qualitätsarbeit.
Anfangs hatten die Ser-Jacopo-Pfeifen besondere Formen und waren an ihrer orangen Farbe leicht zu erkennen. Guidi fasziniert die Verbindung alter Formen und Pfeifen mit modernen. Deshalb kombiniert er oft verschiedene Designs und experimentiert vor allem mit älteren Pfeifenformen. Davon zeugt auch seine Serie mit sechzehn Pfeifen, die den italienischen Namen „La Pipaccia“ trägt. Diese Pfeifen sind wie alte wiederentdeckte Fundstücke, die unsere Träume und unsere Irrtümer symbolisieren.
Eine seiner sehr erfolgreichen Kollektionen ist eine Pfeifenserie namens „Picta“. Diese Edition umfasst sechzehn Bruyèrepfeifen, die von den Pfeifen auf den Porträts Vincent van Goghs inspiriert sind. Im Katalog ist jeder Pfeife die Farbkopie von einem der Bilder dieses außergewöhnlichen Malers zugeordnet. Die Pfeifen der Serie „Picta“ haben fünf verschiedene Oberflächen. Am teuersten ist die glatte, natürliche Oberfläche, die als „Naturale“ bezeichnet wird. Sie hat eine dezente hellorange Farbe und das Holz ist von allerhöchster Qualität. Die nächste Oberfläche ist „Marrone“ – glattes walnussfarbenes Holz. Es folgt „Rosso“ mit glatter Oberfläche, roter Farbgebung und einem eher natürlichen Charakter. Die letzten beiden Oberflächen sind „Rusticato“, bei der es sich um manuell rustizierte Pfeifenköpfe handelt, und „Sabbiato“, eine sandgestrahlte Oberfläche, die wie Meereswellen anmutet.
Die Serie „Picta“ fand auf der ganzen Welt so großen Anklang, dass Guidi beschloss, sie um die Serie „Picta Magritte“ zu erweitern, die dem weltberühmten Maler René Magritte gewidmet ist. Diese Serie umfasst bereits 20 verschiedene Pfeifen, die von einzelnen Bildern inspiriert sind. Der kleine Katalog der Firma Ser Jacopo ist eine Hommage an diesen surrealistischen belgischen Maler, der selbst ein leidenschaftlicher Pfeifenraucher war und für den die Pfeife ein dankbares Modell gewesen ist.
Am meisten schätzt Giancarlo wohl seine ersten Pfeifen namens „Delecta“. Es handelt sich um gebogene Pfeifen, die mit einer silbernen Applikation verziert sind und aus seiner Sicht zu den gelungensten und handwerklich anspruchsvollsten Pfeifen gehören. Die Verzierung der silbernen Applikation wurde mit fünf verschiedenen Fräsen gearbeitet. Für die Fertigung des handgemachten Mundstücks wurde eine außergewöhnliche Technologie verwendet. Bei dieser Pfeife wurde auch das Problem der Ansammlung von Kondensat gelöst, ähnlich wie beim Rauchsystem von Peterson.
Giancarlo Guidi hat die Gabe, kreative Gedanken zu entwickeln, und widmet seine vielfältigen künstlerischen Ideen dem kleinen Rauchutensil namens Pfeife. Das Gefühl innerer Befriedigung angesichts der tadellos ausgeführten Arbeit ist jeder Ser-Jacopo-Pfeife anzumerken. Und so sind die „Jakobspfeifen“ Pfeifen von der Art, die ihren Besitzern einfach Freude bereitet.