Meerschaum, Sepiolith, wasserhaltiges Magnesiumsilikat - dies sind nur einige Bezeichnungen, unter denen sich das gleiche Mineral versteckt.
Mineral Sepiolith wurde im Jahre 1847 von E.F. Glocker entdeckt. Mit seinem Aussehen erinnert es an die Sepiaschale, ist leicht und porös. Nach seiner Gewinnung ist es weich, doch unter Einwirkung der Sonnenstrahlung wird es hart. Sein charakteristisches Merkmal ist eine schnelle Absorption von Wasser.
Der meiste „Meerschaum“ kommt aus Kleinasien, insbesondere aus der Region der türkischen Stadt Eskisehire. Man sagt, in der Gegend von Eskisehire befinden sich rund 4000 vertikale Schächte, die in Gänge von vielen Kilometern Länge münden. Kleinere Lagerstätten wurden auch außerhalb dieser Region gefunden, z. B. in Griechenland in der Gegend von Thiva, auf Inseln Euboea und Samos, in Italien in der Region von Vitipen, Val Passiria, Val di Vizze und Alto Adige und in Frankreich, Spanien und Marokko. Lagerstätten befinden sich auch in Tansania (dortiger "Schaum“ ist geologisch jünger und stark verunreinigt). Interessant ist, dass eine kleine Lagerstätte auch in Tschechien, in der Region von Mährisch Krumau gefunden wurde. Seine Lagerstätten liegen auch in USA, in Pennsylvania, South Carolina und Utah.
Der beste „Meerschaum“ für die Produktion von Pfeifen stammt jedoch aus der Türkei. Traditionell verlief die größte Verarbeitung von Meerschaum in Wien um 1870 in rund 200 Firmen. Damals galt, dass alle Pfeifen aus Meerschaum Mundstücke aus dem Bernstein von der Ostsee haben sollen. Nichtsdestotrotz wurde wohl die erste Pfeife aus dem europäischen Meerschaum in Ungarn hergestellt. Durch das Exportverbot des rohen Meerschaums aus der Türkei in siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gingen viele traditionsreiche Produktionsstätten verloren, doch die heimische, türkische Produktion nahm bedeutend zu.
Auf dem Markt treffen wir neben geschnitzten Pfeifen aus dem Blockmeerschaum auch Pfeifen an, die aus gepresstem Meerschaum hergestellt werden. Es handelt sich hierbei eigentlich um einen minderwertigen (verunreinigten) Meerschaum und um Überbleibsel von der eigentlichen Produktion der Pfeifen, die gemahlen, gereinigt, gebleicht und anschließend unter Zugabe von Kaliumsilikat und Kaliumsälzen gekocht werden. Anschließend wird dieses Material direkt in die Form der Pfeife gepresst. Diese Pfeifen zeichnen sich insbesondere durch einen niedrigen Preis und völlig andere Eigenschaften. Sie nehmen die Feuchtigkeit nicht auf, verfärben sich schlecht oder gar nicht und der Rauchgenuss erinnert eher an Porzellan- oder Tonpfeifen. Bevor die ersten Bruyerepfeifen entstanden sind, waren Ton und Meerschaum das Basismaterial für die Herstellung von Pfeifen.
Beim Rauchen einer Meerschaumpfeife, die aus dem natürlichen Meerschaumblock geschnitzt wurde, kommt es zur Aufnahme des flüssigen Kondensats und zu der gewünschten Verfärbung, die von der gelben kontinuierlich zur honigbraunen bis zur braunen und braun-schwarzen Farbe verläuft.
Auf dem Markt erscheinen Pfeifen aus Blockmeerschaum, die auf der Oberfläche leicht ockerbraun sind, doch ihr Inneres strahlend weiß ist. Diese Pfeifen wurden mit Bienenwachs behandelt und sind nicht so stark zu Schleiern aus Schweiß und Fingerabdrücken anfällig, die bei rein weißen Pfeifen beim Halten der Pfeife entstehen können. Schweiß und Fett verhindern eine gleichmäßige Verfärbung. Alte Praktiker empfahlen, eine Meerschaumpfeife in der Hand mit einem Handschuh aus Baumwolle zu halten. Diese Empfehlung gilt nach wie vor, soweit wir eine schön eingerauchte und gleichmäßig verfärbte Meerschaumpfeife haben möchten.