Materialien für Herstellung der Mundstücke

Für die Herstellung der Mundstücke wird eine ganze Reihe verschiedener Materialien verwendet. In diesem Artikel werden wir daher für Sie keine lange Liste aller Werkstoffe zu diesem Zweck angeben. Wir möchten nur diejenigen kurz beschreiben, die am häufigsten für moderne Herstellung von Pfeifen genutzt werden. Wer sonst kann über diese Materialien für Herstellung von Pfeifenmundstücken mehr verraten, als ein Pfeifenhersteller, der sie täglich nutzt. Autor dieses Artikels ist der bekannte Hersteller von Pfeifen aus USA Paul Hubartt - Larrysson Pipes


VULKANIT / EBONIT

Vulkanit, bekannt auch als Ebonit ist ein Material, das aus der Mischung von Gummi und Schwefel entsteht. Mit Ausnahme ihrer Bezeichnung weisen diese Materialien in ihrer Zusammensetzung keine größeren Differenzen auf. Auswahl der Bezeichnung hängt eigentlich davon ab, aus welchem Land Sie stammen. Die meisten Raucher in England behaupten, sie haben ihre Pfeifen mit Mundstücken aus Vulkanit, während im Rest der Welt - zumindest in Europa und USA - werden die Pfeifenraucher behaupten, ihre Pfeifen sind mit handgemachten Mundstücken aus Ebonit ausgestattet. Geringfügige Unterschiede kann man aber auch in dem Prozess der Herstellung feststellen. Vulkanit ist ein Synonym für die Fabrikproduktion von Pfeifenmundstücken, hat einen hohen Schwefelgehalt und in direkter Sonnenstrahlung wird seine Farbe gelbgrün. Die manuell hergestellten Mundstücke werden aus hochwertigem Ebonit mit einem niedrigeren Schwefelgehalt herausgeschnitten. Bei diesen Mundstücken dauert die Oxidation dank diesem Umstand länger. Die aus Ebonit hergestellten Mundstücke werden jedoch nach wie vor ihre Farbe bei direkter Sonnenstrahlung verlieren. Ihre regelmäßige Pflege ist daher für ihr einwandfreies Äußeres unbedingt erforderlich. Qualitativ beste Ebonit-Mundstücke für Pfeifen werden wahrscheinlich in Deutschland hergestellt. Vulkanit oder Ebonit wird als Material betrachtet, das im Vergleich mit anderen Werkstoffen im Mund weich und angenehm empfunden wird. Aus diesem Grunde ist es auch so populär geworden. Die Arbeit mit Ebonit ist dank seinen ausgezeichneten Eigenschaften auch sehr gut. Material kann sehr gut herausgeschnitten und schön poliert werden.

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CUMBERLAND / BRINDLE

Dieses Material ist im Prinzip dem Ebonit sehr ähnlich. Es hat nämlich nahezu gleiche Eigenschaften wie das schwarze Ebonit. Cumberland ist nur eine andere Bezeichnung für brindle. Gleich wie im vorausgehenden Falle hängt es auch hier bei der Auswahl der Bezeichnung insbesondere davon ab, aus welchem Land Sie stammen. Bei der Herstellung werden rote und braune Pigmente gemischt, damit im Ergebnis die  gestreifte, quasi körnige Optik erreicht wird. Es gibt aber auch grün-schwarzes Musterbild. Ich habe einige Male die Pfeifen Rad Davis und Larry Roush gesehen, die grün-schwarz waren. Der Effekt war wirklich deutlich.

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ACRYL

Weltweit gibt es für dieses Material eine ganze Reihe von Handelsbezeichnungen, doch Acryl ist in der Pfeifenindustrie die meistgenutzte. Acryl ist thermoplastisch - dies bedeutet, dass er bei Erwärmung flüssig wird, während er bei Abkühlung wieder erhärtet. Es ist ein hartes, sprödes Material, das jedoch nach dem Polieren eine wunderschöne Optik erreicht und der Oxidation überhaupt nicht unterliegt. Nachteilig ist, dass er im Mund gewissermaßen unangenehm ist, weil er für Zähne fast zu hart wird. Ein weiterer Nachteil ist, dass auf seiner Oberfläche mit der Zeit kleine Kratzer sichtbar werden. Zapfen aus Acryl kann auch nur schwer in den Pfeifenhals gesteckt werden. Dieser Komplikation kann jedoch durch Verwendung eines Teflonzapfens vorgebeugt werden, der am Ende des Mundstücks eingearbeitet wird. Teflon, bezeichnet auch als Delrin, wirkt nämlich angenehm ölig und bleibt daher im Pfeifenhals nicht stecken. Für die Fabrikherstellung der Mundstücke kann Acryl in einer ganzen Reihe von verschiedenen Farbtönen genutzt werden. Es gibt auch einige wenige Hersteller (hier denke ich z. B. an Jim Cooke und Trevor Talbert), die eigenen Acryl mit fantastischen farblichen Variationen gießen. Acryl ist ein sehr temperamentvolles Material. Wird etwas aus Acryl hergestellt, müssen scharfe Werkzeuge genutzt und die Herstellung sehr sorgfältig verlaufen. Arbeitet man nicht vorsichtig genug, kann es leicht passieren, dass das Acrylstück in viele kleine Teile zerfällt.

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BAKELITE

Bakelite ist ein plastisches Polymer, hergestellt aus Phenol, Formaldehyd und Holzmehl. Dieses Material war sehr beliebt insbesondere in der Zeit, als es für die Herstellung der Gehäuse für Radio- und Fernsehgeräte benutzt wurde. Heutzutage wird es insbesondere in der Elektroindustrie genutzt, es hat nämlich ausgezeichnete Isolierungseigenschaften. Soweit der Pfeifenhersteller die Möglichkeit hat, ein Rohstück aus Bakelite  zu erhalten, dient er auch als ein ausgezeichnetes Material für die Herstellung von Mundstücken. Mundstücke aus Bakelit sind zwar härter als die aus Ebonit, andererseits jedoch weicher als die aus Acryl. Bisher habe ich nur zwei Farben gesehen - gelb und weiß. Weiß habe ich bei den Pfeifen Roush gesehen, gelb vor kurzem auf ebay.

Kunststoff

Kunststoff ist ein sehr beliebtes Material für die Produktion von preisgünstigen Pfeifen. Meistens wird dieses Material bei Maispfeifen und low-end-Pfeifen aus Briarholz verwendet. Herstellung von Kunststoff ist finanziell nicht anspruchsvoll, Kunststoff ist daher das wichtigste Material für die Produktion von Pfeifen, die im Ergebnis einen sehr niedrigen Preis haben. Kunststoff ist schön weich, andererseits hält er auch einen festen Halt in Zähnen aus. Die meisten Mundstücke, die ich hier gesehen habe, hatten kaum einen Glanz und grobe Ränder. Mundstücke werden in diesem Falle nur aus der Form entnommen, ein wenig abgeschnitten....... und fertig!

Horn und Bernstein

Wie Sie sicherlich selbst ahnen, hat Horn tierischen Ursprung. Horn mag zwar schön als Material für die Herstellung des Mundstücks für Pfeifen sein, doch unter Pfeifenrauchern ist er nicht gerade populär. Die Arbeit mit Horn ist nämlich schwierig, das Material ist nur schwer zu schneiden, mit Sand zu strahlen und insbesondere zu biegen. Ich persönlich kann seinen Geruch nicht ausstehen. Horn ist auch extrem fest, dünner Teil des Mundstücks kann jedoch auch sehr spröde sein.
Bernstein ist eigentlich versteinerte Form des Baumharzes. Es ist zwar ein wunderschönes Material, jedoch auch nicht gerade beliebt, weil es erstens extrem spröde und dazu extrem teuer ist. Ein falscher Zug bei der Pflege oder unvorsichtiges Zusammenbeißen und alles ist verloren. Die einzige praktische Verwendung des Bernsteins könnte heutzutage z. B. beim Ersatz des ursprünglichen Mundstücks bei antiken Pfeifen sein.

ABSYLUX oder ABS

Absylux ist ein weiteres Beispiel vom Thermoplast mit ähnlichen Eigenschaften wie Acryl, doch mit weicherer Substanz. Dieses Material wird für die Herstellung von Pfeifen üblicherweise nicht verwendet. Ich habe jedoch beschlossen, es zu erwähnen, weil es anscheinend zu zahlreichen Experimenten dient. Ich habe sogar gehört, dass Absylux wie Teflon glatt, doch die Arbeit mit ihm genauso angenehm wie beim Acryl ist. Der wichtigste Nachteil ist, dass er nicht den schönen schwarzen Glanz erreichen kann. Ich habe beschlossen, diesem Material Chance zu geben, um zu sehen, wie es eigentlich ist.

Beliebte Wahl

Beliebteste Wahl für die Pfeifenmundstücke ist Ebonit und Acryl. Ein Hersteller von Pfeifen kann sich immer relativ schnell entscheiden, welches Material für seine Pfeife das Beste ist. Die Auswahl basiert auf zahlreichen Erfahrungen der Pfeifenhersteller - manchmal kann sich jedoch um rein persönliche Präferenzen handeln. Ich habe auch gemerkt, dass die Wahl des Materials durch den Wohnort des Herstellers beeinflusst wird. Bei Englischen Pfeifen und Dänischen Pfeifen finden wir daher am häufigsten Mundstücke aus Ebonit. Acryl wird wiederum bei den meisten Italienischen Pfeifen verwendet. Pfeifenhersteller aus Nordamerika werden wiederum häufig dem Ebonit Vorrang geben. Nur einige Amerikaner (mich eingeschlossen) verwenden für ihre Pfeifen Acryl. Welches Material ist daher das Beste? Keines Material ist besser oder schlechter. Jedes der Materialien hat Vor- und Nachteile, die sowohl im Laufe der Produktion, als auch für den Rauchgenuss ausschlaggebend sind.
Und warum ich persönlich für die Herstellung meiner Pfeifen gerade Acryl gewählt habe? Als Pfeifenraucher und -sammler mag ich Pfeifen, die absolut sauber und glänzend sind. Mundstücke aus Acryl oxidieren nie, dabei muss ich sie nicht mit Zeitaufwand pflegen, wie es bei Mundstücken aus Ebonit erforderlich wäre. Als ein Pfeifenhersteller mag ich die Auswahl der Farben und arbeite gerne mit den Materialeigenschaften. Und noch eine Sache.... ich bin allergisch auf Schwefel. Gäbe es nicht diesen Grund, würde ich wahrscheinlich nicht nur Acryl, sondern auch Cumberland verwenden.